Heroes of Work
Manfred G. Schwellies - Fotografie
Berthold Grzywatz - Skulpturen

Unter dem Titel „Heroes of Work“ zeigt die Galerie [ Der Lokschuppen ] eine künstlerische Kooperation des Fotografen von Manfred G. Schwellies und des Bildhauers Berthold Grzywatz.

 

Manfred G. Schwellies, zurzeit in Bad Karlshafen lebend, ist als Fotodesigner, Industrie- und Produktfotograf gefragt, zudem hat er sich international einen Namen in der künstlerischen Fotografie gemacht. Schon 1978 wird er auf der Photokina Köln für seine künstlerische Leistungen ausgezeichnet und nur wenige Jahre später in die Deutsche Gesellschaft für Photographie berufen. Seine Ausbildung erhält er zunächst im Fotostudio der Karstadt AG, anschließend an der Fachhochschule für Kunst und Gestaltung in Dortmund. Hier ist die Begegnung mit Pan Walther prägend, der sich weniger als Fotograf, denn als Lichtbildner versteht. Mit Licht bilden, ja malen, charakterisiert Walther seine Arbeitsweise, die in der Praxis auf einen virtuosen Umgang mit Licht und Schatten hinausläuft.

 

Mitte der achtziger Jahre unterbricht Schwellies seine freiberufliche Tätigkeit, um ein Studium der Theologie und Philosophie in Augsburg aufzunehmen. Nicht zufällig führt ihn das Studium künstlerisch mit den Themen Wahrnehmung, Persönlichkeit und Identität zur Fotocollage und experimentellen Portraitfotografie. Die Dokumentation bleibt unterdessen ein wichtiger Bestandteil seiner Arbeit, die uns in der Werkreihe „Heroes of Work“ begegnet. Schwellies zeigt in klassischer Schwarz-Weiß-Fotografie arbeitende Menschen in der Schwerindustrie. Die Werke sind innerhalb von sechs Jahren an den verschiedensten Stätten des In- und Auslands entstanden. Sie zeigen nicht den Menschen als Teil des industriellen Prozesses, sondern sie rücken den Arbeiter in den Mittelpunkt, porträtieren ihn vor dem Hintergrund von Werkstatt und Fertigung. 

 

Die Werke stehen weniger in der Tradition der Sozialfotografie, die im Wege der Dokumentation gesellschaftliche Ungleichheit anklagt. Schwellies begegnet dem industriellen Arbeiter vielmehr mit einem objektiven Blick, wenn auch nicht ohne Empathie. Er schenkt den Menschen Raum, hebt sie aus der Anonymität des industriellen Stoffwechsels heraus, ohne sie außerhalb ihres sozialen Kontextes zu isolieren.

 

Mit dem Portrait des Arbeiters will Schwellies gleichermaßen seine Arbeitssituation hervorheben, die Bedeutung des industriellen Bereichs für die Reproduktion unserer Gesellschaft unterstreichen. Wenngleich der Anteil der Industrie und insbesondere der Schwerindustrie am Bruttoinlandsprodukt längst nicht mehr die erste Stelle einnimmt, so steht seine zentrale Stellung innerhalb der Gesamtwirtschaft nach wie vor außer Frage. Zu bedenken ist, dass die Industrie vielfältig organisiert wird. Denken wir etwa an die Metallbranche, so geht es um die Aufgaben des Herstellens und Verarbeitens von Stahl und Nichteisenmetallen. Neben dem Gießerei- und Verfahrensmechaniker steht der Anlagen-, Zerspannungs-, Werkzeug- und Industriemechaniker. Allesamt Facharbeiter mit einem mittleren Einkommen, die keineswegs von sozialen Nöten berührt werden. Dennoch sind sie in der gesellschaftlichen Wahrnehmung unterrepräsentiert, bleibt ihre Lebenswelt diffus und ohne wirkliches Interesse seitens der Allgemeinheit.

 

Auf das Wahrnehmungsdefizit möchte Schwellies mit seinen Arbeiten aufmerksam machen und den gesellschaftlichen Blick auf die Industriearbeit differenzieren. Die künstlerische Intention wird folglich weniger sozialpolitisch motiviert als gesellschaftskritisch geprägt, indem sie Selbstverständnis und Identität der Gesellschaft hinterfragt.

 

Künstlerisch verwundert es nicht, dass Schwellies kaum einen sozialdokumentarischen Fotografen, wie beispielsweise die Amerikaner John Gutmann und Lewis W. Hine oder den 1964 in Köln verstorbenen Otto Sander, zu seinen Vorbildern zählt. Es sind eher Portraitfotografen wie Irving Penn, Edward Steichen oder Richard Avedon, die das Werk von Schwellies beeinflusst haben. Die Genannten haben sich auch als Mode- und Werbefotografen einen Namen gemacht, getrieben von einem universalen Interesse am Menschen, mal psychologisierend und studiobesessen, mal stilisierend, an formaler Komposition interessiert.

 

 Für meine von der Abstraktion lebende Kunst stellt das realitätsnahe, dokumentarische Portrait eine Herausforderung dar, auf die ich variantenreich mit der Metallplastik reagiere. Die in Aluminium ausgeführten Werke sind – und darin liegt die Anknüpfung – Teil eines Fertigungsprozesses, der gleichsam industriellen Charakter trägt. Schließlich werden sie nach den Modellen des Künstlers in einer Gießerei hergestellt. Nach dem Guss bei Temperaturen von über 800° Celsius verlangen die Werke mannigfaltige Formen der Bearbeitung, die an den Schmutz der industriellen Rohstofffabrikation denken lassen. Am Ende, in der Ausstellungshalle, steht der Betrachter vor den hochpolierten oder gestrahlten Flächen der Plastiken, ohne von der Düsterheit der Herstellung etwas zu ahnen. Gleichwohl suchen sie in ihrer abstrakten Formensprache Strukturen unserer Wirklichkeit aufzuschließen. Sie suggerieren etwas anderes, um frei an Edward Steichens experimentelle Phase anzuknüpfen, als Bilder äußerer Objekte, indem die Werke zu Symbolen für abstrakte Zusammenhänge und Situationen werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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